Am Ende der Schulzeit steht die Phase der beruflichen Orientierung. Eine spannende, aber auch schwierige Phase für alle Schülerinnen und Schüler. Sie fragen sich, wer die wichtigsten Begleitpersonen sind, die bei Entscheidungen bezüglich der Berufswahl helfen? Sie selbst!
Wir stellen Ihnen hier verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, wie Sie Ihr Kind unterstützen können:

Ihre Kinder kommen über Sie zum ersten Mal mit dem Thema Beruf/Arbeit in Kontakt. Erzählen Sie doch einfach zu Hause von Ihrer Arbeit: Sprechen Sie darüber, womit Sie den Arbeitstag verbringen und welche Aufgaben Sie haben. Was mögen Sie an Ihrem Beruf, worüber haben Sie sich heute gefreut oder geärgert? So zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es mit der Entscheidung nicht alleine lassen. Geben Sie Anregungen, machen Sie Vorschläge und stellen Sie Fragen.
Viele Unternehmen bieten Einblicke für die Kinder der Angestellten an. Fragen Sie einfach in Ihrer Personalabteilung nach.

Zwei bis drei Jahre vor dem Schulabschluss: Erste Schritte der Berufsorientierung, sei es in der Schule oder in der Familie. In verschiedenen Praktika kann ihr Kind verschiedene Berufe kennenlernen. Das ist insbesondere dann hilfreich, wenn verschiedene Berufswege interessant erscheinen.

Zu Beginn der Abschlussklasse: Wie geht es weiter nach der Schule? Möchte ihr Kind noch einen weiteren schulischen Weg einschlagen und den Realschulabschluss oder Abitur machen?

Wenn es eine Ausbildung oder ein Studium sein soll, sollten Bewerbungen geschrieben werden, denn zu diesem Zeitpunkt beginnt bereits die Bewerbungsphase.

Keine Sorge, die Wahl des Ausbildungsberufs oder Studiengangs ist nur der erste Schritt: Weiterbildung, Spezialisierung, Berufs- und Unternehmenswechsel sind heutzutage an der Tagesordnung. Zufriedenheit im Berufsleben hängt nicht nur von der Wahl des Berufs, sondern auch von der persönlichen Entwicklung, den Umständen im Betrieb und den Kolleginnen und Kollegen ab. Innerhalb eines Berufslebens ergeben sich somit viele Optionen – denn die Mehrzahl der Karrieren verläuft nicht geradlinig, sondern mit Umwegen.

Lassen Sie Ihr Kind selbst das Bewerbungsschreiben gestalten und werfen Sie erst danach einen Blick darauf.

Auch wenn Jugendliche unabhängig wirken wollen, werden sie beim Thema Vorstellungsgespräch mit Ängsten und Unsicherheiten konfrontiert. Fragen Sie nach, wie es ihnen geht, machen Sie Mut, erzählen Sie von eigenen Erfahrungen – insbesondere, wenn Absagen kommen.

Fragen Sie doch einfach immer mal wieder nach und bieten Sie Hilfe an, hinter Desinteresse an Beruf und Karriere können sich auch einfach nur Unsicherheiten verbergen. Dabei ist es hilfreich, sich auf Stärken und Potenziale zu konzentrieren: Lassen Sie Ihr Kind Listen aufstellen – vielleicht wird es sich der eigenen Stärken erst bewusst, wenn es genauer hinschaut.

Dazu helfen spezielle Interessens- und Kompetenztests weiter, zum Beispiel das Matching auf whatchado.de

Kopf oder Herz, Vernunft oder Träume: Was davon überwiegt, ist Typsache und so gibt es auch Jugendliche, die ihre berufliche Zukunft in einem stabilen, sicheren Umfeld sehen. Andere Jugendliche legen auf Sicherheit nicht so viel Wert und entscheiden sich für eine „unvernünftige” Karriere.

Seien Sie offen, wenn Ihr Kind einen Berufszweig einschlagen möchte, über den Sie wenig wissen. Ihr Kind kann zusammen mit Ihnen den Beruf näher anschauen, zum Beispiel im Gespräch mit Angestellten auf Messen, im Schulpraktikum oder durch Online-Recherche.

AUSBILDUNG VS. STUDIUM

WARUM EIN KLASSISCHES STUDIUM NICHT IMMER DIE BESSERE WAHL IST

Wer erfolgreich im Beruf sein will, muss studieren – so die gängige Meinung. Dabei sind die Qualifikationen, die an einer Uni vermittelt werden, nicht unbedingt jene, auf die Unternehmen Wert legen. Und nicht jede Absolventin und jeder Absolvent findet einen Beruf, der passt. Das kann frustrierend sein.
Diese Argumente sprechen für eine berufsbezogene Ausbildung bzw. ein duales Studium:

Mit dem Beginn einer Ausbildung bzw. eines dualen Studiums verdient Ihr Kind das erste Mal eigenes Geld. Das ist ein ganz besonderes Gefühl – auch, wenn der Verdienst zunächst nicht sehr hoch ist. Azubis bzw. dual Studierende können sich eine kleine Wohnung leisten, eventuell ein Auto kaufen (oder finanzieren) und die Freizeit kommt auch nicht zu kurz. Zusammengefasst: Der erste Schritt ins eigenständige Leben wird bezahlt – Ihr Kind muss sich keine Sorgen um die Finanzierung der Ausbildung bzw. des Studiums machen.

Von der Bezahlung abgesehen ist auch die praktische Erfahrung ein wichtiger Aspekt: Azubis und dual Studierende tauchen von Beginn an in das reale Berufsleben ein und lernen Unternehmen, Angestellte und Produkte intensiv kennen. Oft ist bei Unternehmen Berufserfahrung aus der Ausbildung bzw. dem dualem Studium stärker gefragt als theoretisches Wissen aus einem Vollzeit-Studium.

Während einer Ausbildung oder einem dualen Studium stehen Ausbilderinnen und Ausbilder bzw. Betreuerinnen und Betreuer den Jugendlichen nicht nur zur Seite, sondern sie arbeiten im Team auf ein Ziel hin. Ein Teamplayer zu sein, ist unabdingbar für den beruflichen Erfolg – und eine der vielen Fähigkeiten, die Auszubildende und dual Studierende erlernen.

Eine Ausbildung oder ein duales Studium ebnen den Weg für die nächste Karrierestufe: eine Festanstellung. Unternehmen bilden nach Bedarf aus und weil sie Fachkräfte benötigen, die nach der Ausbildung das Unternehmen gut kennen. Der Berufseinstieg verläuft deshalb für einen Großteil der Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen der dualen Studiengänge reibungslos.

Im beruflichen Alltag trifft man auf viele neue Menschen und dabei kann jeder Kontakt neue Möglichkeiten eröffnen. Mit einer Ausbildung oder einem dualen Studium beginnt man früh, ein soziales Netzwerk auf- und auszubauen – und daraus ergeben sich oft neue (und bessere) Karrierechancen.

Mit 17 bis 21 Jahren haben die wenigsten Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine ausgereifte Persönlichkeit. Sie werden mit (sozialen) Ängsten, Unsicherheiten und Fragen konfrontiert: Was kann ich? Was wird mal aus mir? Die Antworten darauf finden junge Menschen schneller, wenn sie in einem Betrieb arbeiten – vor allem für praktisch begabte Jugendliche bietet die Ausbildung oder ein duales Studium eine bessere Orientierung als die rein theoretische Lernerfahrung im Vollzeit-Studium.

In der Ausbildung bzw. im dualen Studium bauen die Jugendlichen die im späteren Berufsleben gefragten Soft Skills aus und verfeinern sie.

Vor vielen Jahren galt noch „Schuster bleib bei deinen Leisten“, heutzutage ist dies anders. Kaum eine erfahrene Arbeitskraft ist heute noch in ihrem ursprünglichen Lehrberuf. Viele haben neue Wege eingeschlagen. Es ist überhaupt kein Fehler mehr, eigene Stärken und Interessen erst in einer Berufsausbildung zu entdecken und nach dem Abschluss eine weitere Ausbildung oder ein Studium anzuschließen.

Der klassische Weg nach dem Abitur ist oftmals das Vollzeit-Studium an einer Universität. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Theorie und Praxis im Studium zu verbinden. Dazu bieten sich ein duales Studium oder spezielle Programme für Abiturientinnen und Abiturienten an, wie der kombinierte Handelsfachwirt (w/m/d) – eine Mischung aus einer verkürzten Ausbildung mit einer anschließenden einjährigen Weiterbildung.

Wer bereits in der Ausbildungszeit einen positiven Eindruck hinterlässt, hat hohe Chancen, danach von betrieblicher Seite gefördert zu werden. So können sich die Auszubildenden neben dem Beruf oder in betriebsinternen Fortbildungsprogrammen weiterbilden – und dabei sogar einen akademischen Titel erwerben. Gleichzeitig haben sie die Sicherheit einer festen Arbeitsstelle und die finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber.

Durch den sogenannten „Bologna-Prozess“ wurden Studienabschlüssen vereinheitlicht. Der deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) geht ein Stück weiter und bringt Studien- und Ausbildungsabschlüsse auf einen Nenner. So stellt der DQR zum Beispiel eine Ausbildung zum „Kaufmann im Einzelhandel“ (w/m/d) mit anschließender Fortbildung zum „Handelsfachwirt“ (w/m/d) auf die gleiche Stufe wie den Studienabschluss „Bachelor of Arts – BWL“. Weitere Infos zum DQR finden Sie online.

ZEITPLAN ZUR BERUFSORIENTIERUNG

Spätestens im vorletzten Jahr vor dem Schulabschluss sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind beginnen, sich mit den Themen Berufswahl und Ausbildung bzw. Studium zu befassen. Ein klarer Zeitplan kann hilfreich sein und Verbindlichkeit schaffen. Wir stellen Ihnen hier die Übersicht eines Zeitplans bereit.

Das ist zu tun: Die ersten Ausbildungstage beginnen.
● Interesse und Motivation zeigen
● Pünktlich und fit zum ersten Tag erscheinen
● Fragen stellen
● Offen und ehrlich sein

So können Sie unterstützen:
● Erzählen Sie im Vorfeld von ihren ersten Tagen
● Planen Sie mit ihrem Kind den Weg zur Arbeitsstelle
● Geben Sie Tipps und Tricks für den Berufsalltag

Das ist zu tun: Nachhalten und am Ball bleiben.
● Gewünschte Ausbildungsstelle bekommen?
Vorbereiten/Informieren/benötigte Dokumente zusammenstellen
● Keine Ausbildungsstelle bekommen?
Weiter versuchen! Probleme identifizieren, die Alternative in Betracht ziehen und ggf. über berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen informieren
● Last-Minute Stellenbörsen nutzen

So können Sie unterstützen:
● Noch keine Zusage? Ermutigen Sie Ihr Kind, nicht aufzugeben und es weiter zu versuchen.
● Gibt es noch andere Berufe, die in Frage kommen?

Das ist zu tun: Die Bewerbungsphase startet.
● Recherche, welche Unternehmen eine Ausbildung im Wunschberuf anbieten (Online/auf Bildungsmessen)
● Prüfen der Voraussetzungen, die die jeweiligen Unternehmen an die Bewerberinnen und Bewerber haben
● Erstellen und Versenden ordentlicher und aussagekräftiger Bewerbungsunterlagen oder moderne Formen wie Videobewerbung nutzen
● Vorbereitung auf Auswahltests und Vorstellungsgespräche

So können Sie unterstützen:
● Haben Sie ein Auge darauf, dass Ihr Kind das Bewerben ernst nimmt.
● Besuchen Sie gemeinsam Ausbildungsmessen/Veranstaltungen von Unternehmen, welche den Wunschberuf anbieten.
● Prüfen Sie die Bewerbungsunterlagen (nachdem Ihr Kind diese eigenständig erstellt hat) und geben Sie Tipps, wie es diese verbessern könnte.
● Bei Unsicherheiten: Bitten Sie um Unterstützung, zum Beispiel in der Schule oder bei der Agentur für Arbeit.

Das ist zu tun: Eine erste Entscheidung treffen.
● Entscheidung über den Wunschberuf fällen
● Alternativplan zurechtlegen
● Klären, welche Voraussetzungen für den Wunschberuf bestehen und ob diese erreicht werden können

So können Sie unterstützen:
● Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Entscheidung
● Motivieren Sie Ihr Kind zum Lernen: Noten sind nicht alles, spielen aber bei der Bewerbung ebenfalls eine Rolle

Das ist zu tun: Eine Orientierung verschaffen.
● Herausfinden, welche Interessen für die Berufswahl wichtig sind
● Informationen über potenzielle Berufe sammeln (z. B. auf Karriere-Webseiten wie whatchado.de, ausbildung.de, planet-beruf.de)
● Praktika absolvieren, um Erfahrungen zu sammeln
● Einblicke bekommen (über Social-Media-/Live-Kommunikation → Unternehmen bieten z. B. Chats an)
● Eigene Kompetenzen beurteilen und Einschätzungen dazu einholen

So können Sie unterstützen:
● Welche Interessen hat Ihr Kind? Für was kann es sich begeistern? Welche Berufe passen dazu?
● Sprechen Sie über Berufswünsche, die eventuell schon bestehen
● Welche Stärken hat Ihr Kind? Ist es sich dieser bewusst?
● Informieren Sie sich über die möglichen Berufe im Detail
● Sprechen Sie regelmäßig (in lockerer Atmosphäre) über das Thema Berufswahl

Bewerbungsunterlagen erstellen und im Vorstellungsgespräch glänzen

Wir zeigen Ihnen, welche Unterlagen bei der Bewerbung dabei sein müssen und worauf es besonders ankommt. Außerdem geben wir Tipps, wie Bewerberinnen und Bewerber ihr Gegenüber im Bewerbungsgespräch überzeugen können.
Hier finden Sie die Infos.

Buch- und Online-Tipps

Sie möchten tiefer in das Thema Berufswahl einsteigen? Wir können Ihnen dazu Fachbücher und Websites empfehlen.

Online-Tipps:

Whatchado.com – Die Karriereplattform für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger
Über 3.000 unterschiedliche Jobs, ca. 7.500 Videos von Menschen, die über ihren Job sprechen und mehr als 400 Unternehmen und Bildungseinrichtungen – das alles bietet die Website whatchado.
Hier geht’s zur Seite.

Beitrag TV-Magazin „Planet Wissen“ – Lehre statt Studium
Ein Beitrag über den Wandel der Berufswelt und die Notwendigkeit, dass sich Schule und Wirtschaft stärker begegnen müssen. Interessante Einblicke und neue Blickwinkel liefern die Arbeitsmarktforscherin Prof. Dr. Jutta Rump sowie der langjährige Berufsschullehrer Karl-Otto Kaiser.
Hier geht’s zum Beitrag.

EDEKA Südwest – Wer wir sind
Sie möchten mehr über uns als Unternehmen erfahren? Sie interessieren sich für Zahlen-Daten-Fakten, den Unternehmensaufbau oder unsere Firmenwerte? Dann sind Sie auf unserer Unternehmensseite richtig.
Hier geht’s zur Seite.

Berufsorientierung an der Schule
Sie vermissen an der Schule Ihres Kindes Unterrichtsinhalte und Maßnahmen zur Berufsorientierung? Dann empfehlen Sie uns doch gerne weiter. Wir haben verschiedene Angebote: vom Bewerbungstraining über Berufsorientierung auf dem Schulhof bis hin zur klassischen Betriebsbesichtigung.
Hier geht’s zur Seite.

Buchtipps:

Und was machst du so? Vom Flüchtling und Schulabbrecher zum internationalen Unternehmer
Von Ali Mahlodji

Ali Mahlodji wurde im Iran geboren und wuchs in einem österreichischen Flüchtlingsheim auf. Er stotterte, schmiss das Abitur und probierte über vierzig verschiedene Jobs aus. Dabei lernte er auch, wie unglücklich der falsche Beruf machen kann. Schon als 14-Jähriger wünschte er sich ein „Handbuch der Lebensgeschichten“ – ein Buch, in dem man sich von den Lebenswegen anderer inspirieren lassen kann. 2012 gründete er das Startup whatchado: Die Internet-Videoplattform, auf der Menschen von ihrem Leben, ihrer Karriere und ihren Träumen erzählen. Damit will er Jugendlichen und Arbeitssuchenden Mut machen und Perspektiven bieten. Tausende Menschen – vom Auszubildenden bis zum österreichischen Bundespräsidenten – geben dort mittlerweile Einblicke in ihren Beruf und in ihr Leben. In diesem Buch erzählt Ali Mahlodji nun seine eigene Geschichte, nach der er immer wieder gefragt wird.

Der Akademisierungswahn: Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung
Von Julian Nida-Rümelin

Die deutsche Bildungspolitik ist auf dem Holzweg: Die berufliche Bildung wird vernachlässigt. Im Gegenzug wird die akademische Bildung immer beliebiger und flacher. Anerkennung und Respekt vor dem dualen Ausbildungssystem, in dem Deutschland internationaler Vorreiter ist, schwinden immer mehr. Mit klaren Worten und eindeutigen Fakten zeigt Julian Nida-Rümelin auf, wie gefährlich der aktuelle Akademisierungstrend ist, der am Ende sowohl die berufliche als auch die akademische Bildung gefährden wird. Dabei sind beide Ausbildungen zwar unterschiedliche, aber gleichwertige Wege zu einem gemeinsamen Ziel: jede Person nach ihren Begabungen und Interessen zu bilden.
Noch ist es nicht zu spät: Nida-Rümelin zeigt Perspektiven für eine Korrektur des bereits eingeschlagenen Weges auf. Denn es gibt effektive Einflussmöglichkeiten, über die jedoch nicht allein der Staat verfügt, sondern auch die Wirtschaft, die Gewerkschaften und vor allem diejenigen, die die Bildung durch eigene Berufspraxis und Lebensentscheidungen tragen: die Lehrenden und Lernenden.